Das Wort Demut ist an der Hafenstraße bei den RWE-Anhängern nicht gerne gehört. Ex-Coach Heiko Bonan benutzte es in seiner unglücklichen Amtszeit gerne mal als Erklärung (besser: Ausrede), dass man nicht gegen jeden Gegner locker gewinnen kann und auch als Essener trotz großer Vereinsvergangenheit ein wenig Demut nötig sei. Leider hat sich diese Einstellung gut auf die Spieler übertragen, demütig lieferte man nahezu überall die Punkte ab. Kulm versucht sich seit einigen Wochen als Reformer, predigt Selbstbewusstsein statt Demut.
Der Grad zwischen Selbstbewusstsein und Selbstüberschätzung allerdings ist oft schmal und man muss Bonan zugute halten, dass er Zweites mit seiner Demut-Aussage wohl verhindern wollte. Nun, die Spieler werden beim Blick auf die Tabelle wohl nicht zu Selbstüberschätzung neigen - einige Fans überraschenderweise schon.
Es wäre ja schon eine Zumutung, dass man überhaupt in einer Liga mit der Zweitvertretung (!) eines langweiligen Clubs wie Cottbus spielen müsste, liest man da in den Foren. Fakt ist aber: Cottbus II ist die zweitbeste Rückrundenmannschaft, steht auch in der Gesamttabelle über RWE. Tradition bringt nicht automatisch Punkte. Das wird auf dem Platz entschieden, so auch Samstag.
Umso richtiger die Aussage Kulms, dass der Sieg gegen Bremens Reserve letzte Woche nicht viel wert sei. Das kann nur der erste Schritt gewesen sein, weitere Erfolge müssen folgen. Hoffen wir also, dass Teil zwei der Zweitvertretungswochen auch so gut begangen wird. Immerhin haben wir aus dem Hinspiel noch eine Rechnung offen. Nicht, dass man mich falsch versteht: Natürlich wünsche ich mir auch einen Sieg, allein schon, damit wir alle weiter rechnen dürfen. Aber ein 1:0 würde mir schon reichen. Euch auch?